• Neues zum Thema Parodontologie

Neues rund um das Thema Parodontologie

Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:


Was essen bei Parodontitis?

Welche Nahrungsmittel wirken positiv bei parodontalen Entzündungsprozessen? Welche Ernährungsweisen sollten parodontal und an Karies erkrankten Patienten empfohlen werden? Das ist in den vergangenen Jahren intensiv untersucht worden [1–4]. Sechs Tipps von Experten.

1. Reduktion bis hin zu Verzicht auf einfache Kohlenhydrate (Zucker, Weißmehle, Säfte, Süßgebäck)

Zum Hintergrund: Einfache Kohlenhydrate fördern gingivale und parodontale Entzündungen, Karies, sowie Übergewicht [5–7]. Durch den Wegfall der Ballaststoffe beim Prozessieren (zum Beispiel Vollkorn zu Weißmehl) erzeugen diese Nahrungsmittel einen stärkeren Blutzuckeranstieg, der wiederum eine stärkere Insulinantwort erfordert. Erhöhte Insulinausschüttung ist mit verstärkten Entzündungsprozessen sowie einem erhöhten beziehungsweise früher wiederkehrenden Hungergefühl assoziiert [7]. Ein Maß für die Blutzuckerbeeinflussung durch Lebensmittel ist der glykämische Index.

Weiterhin fallen durch das Prozessieren zu Weißmehl wichtige Vitamine wie zum Beispiel Vitamin B1 (Thiamin) weg, die für den weiteren Stoffwechsel der Kohlenhydrate wichtig sind [8,9]. Im Fall von Zuckerkonsum (Saccharose) ist neben der Glukose noch die isolierte Fruktose zu beachten, die in der Leber zu Cholesterin umgewandelt wird [10,11], das wiederum mit parodontalen Entzündungen in Verbindung steht [12].

2. Reduktion von gesättigten Fettsäuren, Transfettsäuren, Omega-6-Fettsäuren (zum Beispiel Frittierfette, Butter, Margarine, Fleisch, Wurst, Sonnenblumenöl, Käse)

Gesättigte und Transfettsäuren sind mit häufigerem Vorkommen von Parodontitis assoziiert [13]. Omega-6-Fettsäuren sind Vorläuferprodukte der Arachidonsäure und damit von Entzündungsmediatoren wie den Prostaglandinen. Tiermuskelfleisch und andere Produkte aus Massentierhaltung enthalten aufgrund der dort herrschenden Fütterungsbedingungen erhöhte Anteile gesättigter Fettsäuren sowie Omega-6-Fettsäuren [14].

3. Fokussierte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren (zum Beispiel zweimal Seefisch pro Woche, 1 Esslöffel Leinöl täglich, Fischölkapseln, Walnüsse)

Omega-3-Fettsäuren können gingivale und parodontale Entzündungen reduzieren [2,15]. Zudem sind positive Effekte für allgemeinentzündliche Erkrankungen wie Asthma oder Rheumatoide Arthritis beschrieben [16].

4. Fokussierte Einnahme von Mikronährstoffen wie in Früchten, Gemüsen, Hülsenfrüchten, Samen, Nüssen enthalten

Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente) sind die Grundlage für eine gesunde Funktion von Stoffwechsel und Immunsystem. Die Mehreinnahme von Mikronährstoffen ist mit einem geringeren Vorkommen von Parodontitis assoziiert [1,17]. Dies gilt vor allem für Vitamin-C-haltige Früchte und Gemüse wie Grapefruits, Orangen, Erdbeeren oder Kiwis.

Vitamin D wird kaum mit der Ernährung aufgenommen und kann durch Sonnenlicht auf der Haut gebildet oder durch Vitamin-D-Präparate zugeführt werden [18]. Vegetarier und Veganer sollten Vitamin B12 supplementieren [19], da ein Vitamin-B12-Mangel auch mit Parodontitis assoziiert ist [20]. Nüsse und Samen enthalten eine Menge von Mineralien sowie anti-entzündlichen Fetten. Im Hinblick auf Parodontitis ist auch auf die ausreichende Versorgung mit Magnesium zu achten [21]. Klinische Studien zeigen einen entzündungsreduzierenden Effekt auf das Parodont durch mikronährstoffhaltige Kost (zum Beispiel durch Blaubeeren [22], Beerenpräparate [23], Grapefruits [4] oder Kurkuma [24])

5. Fokussierte Einnahme von Ballaststoffen, enthalten in allen pflanzlichen Nahrungsmitteln, allen voran Obst, Gemüse, Kleie und Hülsenfrüchten

Ballaststoffe wirken antientzündlich, präbiotisch und sorgen für einen konstanten Blutzuckerspiegel (ohne Blutzuckerspitzen). Zudem senken Ballaststoffe das mit Parodontitis assoziierte Cholesterin [25]. Die Einnahme von Ballaststoffen ist mit einem geringeren Vorkommen von Parodontitis assoziiert [26].

6. Fokussierte Einnahme von nitrathaltigen Pflanzen, zum Beispiel Salat, Rauke, Spinat, rote Beete oder Kohl

Nitrate wirken im Körper unter anderem als Stickstoffmonoxid (NO) in einer anti-entzündlichen Form. Gesundheitlich bedeutsam ist, dass die Nitrate in Form von Pflanzen und nicht durch tierische Produkte (zum Beispiel gebratener Speck) konsumiert werden. Eine kontrolliert-randomisierte Studie zeigte den gingivitisreduzierenden Effekt durch den Konsum von 300 Millilitern nitrathaltigem Spinatsmoothie [27].

Zusammenfassend kann man sagen, dass eine pflanzenbasierte, mikronährstoffreiche, niederglykämische und Omega-3-Fettsäurereiche Ernährung bei Patienten mit Parodontitis empfohlen werden sollte.

Dr. Johan Wölber, Dr. Christian Tennert, Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Universitätsklinikum Freiburg

Literatur
1. Van der Velden U, Kuzmanova D, Chapple ILC. Micronutritional approaches to
periodontal therapy. J. Clin. Periodontol. 2011;38 Suppl 11:142–58.
2. Woelber JP, Bremer K, Vach K, König D, Hellwig E, Ratka-Kru?ger P, et al. An oral health
optimized diet can reduce gingival and periodontal inflammation in humans - a randomized
controlled pilot study. BMC Oral Health. 2016;17:28.
3. Jenzsch A, Eick S, Rassoul F, Purschwitz R, Jentsch H. Nutritional intervention in patients
with periodontal disease: clinical, immunological and microbiological variables during 12
months. Br. J. Nutr. 2009;101:879–85.
4. Staudte H, Sigusch BW, Glockmann E. Grapefruit consumption improves vitamin C status
in periodontitis patients. Br Dent J. 2005;199:213–217, discussion 210.
5. van Woudenbergh GJ, Theofylaktopoulou D, Kuijsten A, Ferreira I, van Greevenbroek
MM, van der Kallen CJ, et al. Adapted dietary inflammatory index and its association with a
summary score for low-grade inflammation and markers of glucose metabolism: the Cohort
study on Diabetes and Atherosclerosis Maastricht (CODAM) and the Hoorn study. Am. J.
Clin. Nutr. 2013;98:1533–42.
6. Moynihan P. Sugars and Dental Caries: Evidence for Setting a Recommended Threshold
for Intake. Adv Nutr. 2016;7:149–56.
7. Bosma-den Boer MM, van Wetten M-L, Pruimboom L. Chronic inflammatory diseases are
stimulated by current lifestyle: how diet, stress levels and medication prevent our body from
recovering. Nutr Metab (Lond). 2012;9:32.
8. Goyer A. Thiamin biofortification of crops. Curr. Opin. Biotechnol. 2017;44:1–7.
9. Elmadfa I, Majchrzak D, Rust P, Genser D. The thiamine status of adult humans depends
on carbohydrate intake. Int J Vitam Nutr Res. 2001;71:217–21.
10. Sangu?esa G, Baena M, Hutter N, Montañés JC, Sánchez RM, Roglans N, et al. The
Addition of Liquid Fructose to a Western-Type Diet in LDL-R(-/-) Mice Induces Liver
Inflammation and Fibrogenesis Markers without Disrupting Insulin Receptor Signalling after
an Insulin Challenge. Nutrients. 2017;9.
11. Zhang YH, An T, Zhang RC, Zhou Q, Huang Y, Zhang J. Very high fructose intake
increases serum LDL-cholesterol and total cholesterol: a meta-analysis of controlled feeding
trials. J. Nutr. 2013;143:1391–8.
12. Nepomuceno R, Pigossi SC, Finoti LS, Orrico SRP, Cirelli JA, Barros SP, et al. Serum
lipid levels in patients with periodontal disease. A meta-analysis and meta-regression. J. Clin.
Periodontol. 2017;
13. Iwasaki M, Manz MC, Moynihan P, Yoshihara A, Muramatsu K, Watanabe R, et al.
Relationship between saturated fatty acids and periodontal disease. J. Dent. Res.
2011;90:861–7.
14. Daley CA, Abbott A, Doyle PS, Nader GA, Larson S. A review of fatty acid profiles and
antioxidant content in grass-fed and grain-fed beef. Nutr J. 2010;9:10.
15. Chee B, Park B, Fitzsimmons T, Coates AM, Bartold PM. Omega-3 fatty acids as an
adjunct for periodontal therapy-a review. Clin Oral Investig. 2016;20:879–94.
16. Adam O, Beringer C, Kless T, Lemmen C, Adam A, Wiseman M, et al. Antiinflammatory
effects of a low arachidonic acid diet and fish oil in patients with rheumatoid
arthritis. Rheumatol Int. 2003;23:27–36.
17. Dodington DW, Fritz PC, Sullivan PJ, Ward WE. Higher Intakes of Fruits and
Vegetables, β-Carotene, Vitamin C, α-Tocopherol, EPA, and DHA Are Positively
Associated with Periodontal Healing after Nonsurgical Periodontal Therapy in Nonsmokers
but Not in Smokers. J. Nutr. 2015;145:2512–9.
18. Heaney RP, Davies KM, Chen TC, Holick MF, Barger-Lux MJ. Human serum 25-
hydroxycholecalciferol response to extended oral dosing with cholecalciferol. Am. J. Clin.
Nutr. 2003;77:204–10.
19. Rizzo G, Laganà AS, Rapisarda AMC, La Ferrera GMG, Buscema M, Rossetti P, et al.
Vitamin B12 among Vegetarians: Status, Assessment and Supplementation. Nutrients.
2016;8.
20. Zong G, Holtfreter B, Scott AE, Völzke H, Petersmann A, Dietrich T, et al. Serum
vitamin B12 is inversely associated with periodontal progression and risk of tooth loss: a
prospective cohort study. J. Clin. Periodontol. 2016;43:2–9.
21. Meisel P, Schwahn C, Luedemann J, John U, Kroemer HK, Kocher T. Magnesium
deficiency is associated with periodontal disease. J. Dent. Res. 2005;84:937–41.
22. Widén C, Coleman M, Critén S, Karlgren-Andersson P, Renvert S, Persson GR.
Consumption of bilberries controls gingival inflammation. Int J Mol Sci. 2015;16:10665–73.
23. Chapple ILC, Milward MR, Ling-Mountford N, Weston P, Carter K, Askey K, et al.
Adjunctive daily supplementation with encapsulated fruit, vegetable and berry juice powder
concentrates and clinical periodontal outcomes: a double-blind RCT. J. Clin. Periodontol.
2012;39:62–72.
24. Guimarães MR, Coimbra LS, de Aquino SG, Spolidorio LC, Kirkwood KL, Rossa C.
Potent anti-inflammatory effects of systemically administered curcumin modulate periodontal
disease in vivo. J. Periodont. Res. 2011;46:269–79.
25. Sleeth ML, Thompson EL, Ford HE, Zac-Varghese SEK, Frost G. Free fatty acid receptor
2 and nutrient sensing: a proposed role for fibre, fermentable carbohydrates and short-chain
fatty acids in appetite regulation. Nutr Res Rev. 2010;23:135–45.
26. Merchant AT, Pitiphat W, Franz M, Joshipura KJ. Whole-grain and fiber intakes and
periodontitis risk in men. Am. J. Clin. Nutr. 2006;83:1395–400.
27. Jockel-Schneider Y, Goßner SK, Petersen N, Stölzel P, Hägele F, Schweiggert RM, et al.
Stimulation of the nitrate-nitrite-NO-metabolism by repeated lettuce juice consumption
decreases gingival inflammation in periodontal recall patients: a randomized, double-blinded,
placebo-controlled clinical trial. J. Clin. Periodontol. 2016;43:603–8.

 

10.08.2018



Finden Sie einen Parodontologen in Ihrer Nähe: